Die 1980er Jahre: Arbeit + Wohnen + Freizeit = Leben

Massenarbeitslosigkeit und Lehrstellenmangel, junge Menschen scheiterten immer öfter am Übergang Schule-Beruf. Modellprojekte wie die „Arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit“ boten Unterstützung.

 

Im Rahmen des Modellprojektes „Arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit“ – gefördert durch das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit - war es möglich, der Ende der 70er Jahre aufgeworfenen Fragestellung nachzugehen und entsprechende sozialpädagogische Ansätze zu entwickeln. So wurde die Beratung wieder an den Ort des „allgemeinen Geschehens“ in das Jugendcafe Wabe verlegt, um dort in für Jugendliche gewohnter Umgebung zu informieren und zu unterstützen, auch weil es für viele Jugendliche leichter war dort über ihre Probleme zu reden. Ein weiterer Ansatz war eher psychologischer Natur, d. h. die Jugendlichen wurden bereits vor der drohenden Arbeitslosigkeit beraten und trainiert.

 

Beide Beratungsansätze hatten sich gut bewährt und erlaubten dem Verein seine Aktivitäten in diesem Bereich zu verstärken. Mit dem Umzug in die Neckarstraße 63 (die Cottastraße wurde aus baulichen Gründen verlassen) wurde die Idee eines ganzheitlichen Ansatzes

 

Leben = Arbeit + Wohnen + Freizeit

 

geboren und Wirklichkeit. An oberster Stelle standen jedoch finanzielle Schwierigkeiten, Schwierigkeiten mit den Eltern, Wohnungsprobleme, Umgang mit Drogen etc. Gerade jetzt erwies sich unser ganzheitlicher Ansatz als fantastische Möglichkeit der Hilfe; und galt es mit aller Kraft umzusetzen! So wurden Wohnmöglichkeiten für in den Projekten arbeitende Jugendliche geschaffen. In das Freizeitangebot des „Theatrium“ wurden bestimmte Angebote für die Jugendlichen aufgenommen, z. B. Sport und Körpertraining und schließlich wurde die Beratung in die einzelnen Projekte integriert.

 

Gemeinsam mit anderen Einrichtungen des PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverbandes sollten unter dem schützenden Dach der neu gegründeten Workstart gGmbH Jugendliche, die fest entschlossen waren ihre berufliche Perspektive selbst in die Hand zu nehmen, über mehrere Jahre schrittweise in eine eigene Existenz begleitet werden. Dabei stand ein interdisziplinär besetztes Team aus Fachleuten (Jurist, Betriebswirt, Handwerksmeister, Sozialpädagoge usw.) beratend zur Seite.

 

Das Thema Jugendsozialarbeit zog sich in allen Projekten des Vereins und Maßnahmen für arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Jugendliche wie ein roter Faden durch die 80er Jahre durch. Ohne Unterstützung „Dritter“ aber wäre eine derartige umfangreiche Arbeit nicht möglich gewesen. Um auch die Öffentlichkeit mit den Problemen der Arbeitslosigkeit zu konfrontieren, hatte sich das Gesprächsforum „Politiker und Jugendliche“ gebildet.

 

Zu Gast bei den „Round-Table-Gesprächen“ v.a. zu gesellschaftlichen Themen waren u. a. die Bundestags- und Landtagsabgeordneten Dr. Martin Bangemann, Irmgard Karwatzki, Peter Conradi, Ingrid Walz etc.. Dieses neue, in Abstimmung mit den Politikern entwickelte, Konzept stieß insbesondere bei den Jugendlichen auf gute Resonanz und hohe Akzeptanz. Viele gute innovative Gedanken konnten in die konzeptionelle Arbeit der GJB aufgenommen und teilweise sofort umgesetzt werden.

 

Nicht zuletzt durch die guten Erfahrungen der vielfältigen Zusammenarbeit auf nationaler Ebene, fanden Ende der 80er Jahre erste internationale Begegnungen zur Völkerverständigung und Problembewältigung im Jugendbereich statt. Hierzu veranstaltete der Wohlfahrtsverein Jugendaustausch- und Begegnungsprogramme, Fachstudiendelegationsreisen und länderbezogene Informationsreisen.

 

Aufgrund der vorliegenden Erfahrungen in den praxisorientierten Konzepten galt es die Projekte auszubauen, den Personenkreis weiter zu stabilisieren, neue Perspektiven aufzutun und vermehrt Arbeitsmöglichkeiten für die Jugendlichen zu schaffen