Die 1970er Jahre: Wir hatten eine Vision!

 „Hilfe zur Selbsthilfe“, Subsidiarität und Selbstorganisation sollten nicht nur Schlagworte bleiben. Neue Initiativen entstanden, die es sich zur Aufgabe machten, die Gesellschaft zu „verbessern“.

 

Bereits im Jahre 1973 bildeten engagierte Studenten aller Fachrichtungen eine Bürgerinitiative, um in Stuttgart die Jugendarbeit zu verbessern. Insbesondere ging es den Initiatoren darum, eine Einrichtung zu schaffen, in der Jugendliche ihren Bedürfnissen und Interessen entsprechend ihre Freizeit verbringen sollten. Verbunden mit diesen Vorhaben sollten den Jugendlichen auch gezielt spezielle Beratungen in den verschiedenen Problemsituationen angeboten werden.

 

Dieses Konzept war jedoch nur dann zu verwirklichen, wenn sich ein Verein als verantwortlicher Träger dieser Arbeit annehmen würde. Hierzu wurde am 13. Dezember 1974 der gemeinnützige Verein „Gesellschaft für Jugendsozialarbeit und Bildungsförderung e. V.“ (GJB) mit Sitz in Stuttgart gegründet. Begonnen hat der Verein seine Aktivitäten in den Räumlichkeiten Paulinenstr. 49/1, die die Stadt Stuttgart kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Anfangs wurde der Verein von den Jugendlichen im neu gegründeten „Club Alpha“ selbst verwaltet, was sich jedoch schon nach kurzer Zeit als eine Fehlentscheidung herausstellte; die Jugendlichen waren mit dieser Aufgabe einfach überfordert. Das hatte zur Folge, dass Abrechnungen nicht lückenlos nachgewiesen werden konnten und das die Stadt Stuttgart alle Fördergelder stoppte. Ein neuer Vorstand wurde gebildet mit einem Verwaltungsfachmann, einem Sozialarbeiter und einem Betriebswirt, die gemeinsam mit ihrem Spitzenverband, dem PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverband, eine neue Konzeption erarbeiteten. Diese wurde dann mit den Jugendlichen diskutiert und gemeinsame Programme für die weitere Arbeit entwickelt. Die Konzeption hat überzeugt! Der „Club Alpha“ wurde Mitte 1977 geschlossen und im August des gleichen Jahres mit der Jugendfreizeitstätte „Wabe“ wieder eröffnet – jetzt als mitverantwortliches Zentrum in Stuttgart – Mitte. Die „Wabe“ war eine Alternative zu den herkömmlichen Jugendhausangeboten, Discos und Kneipen der Stadtmitte. Ermutigt durch die erzielten Erfolge und aufgrund der tatkräftigen Unterstützung durch die Stadt Stuttgart, den PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverband und den neuen Vorstand, hat sich der Verein zusätzlich mit dem beginnenden Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit (auch in Stuttgart!) zur Aufgabe gemacht, sich dieses Problems anzunehmen und die erste Beratungsstelle für arbeitslose Jugendliche in Stuttgart einzurichten.

 

Mit dem Umzug der GJB am 01. Februar 1978 in die Cottastraße 12 nahm der Verein neben den Anforderungen und Problemen der arbeitslosen Jugendlichen sich auch straffällig gewordener Jugendlichen an. Seit Jahresbeginn fanden dort Erziehungskurse statt, die ein geeignetes Mittel waren, Jugendliche (nach verhältnismäßig kleinen Delikten) zumeist in Ausbildung und Arbeit zu integrieren.

 

Vielfach fehlte es bei den betroffenen Jugendlichen aber an umfangreicher Information über Möglichkeiten und Wege mit dem Problem Arbeitslosigkeit fertig zu werden und nicht selten gaben die Jugendlichen nach dem 20sten Versuch einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu bekommen auf, und insbesondere die Mädchen zogen sich in die elterlichen Haushalte zurück. Es zeigte sich jedoch sehr schnell, dass die Jugendlichen ihre Probleme nicht unbedingt nach außen tragen wollten, sondern versuchten allein damit fertig zu werden. So hilfreich das Angebot des Vereins auch gemeint war, es konnten nicht alle Jugendlichen angesprochen werden – warum auch immer – dieser Frage musste unbedingt nachgegangen werden!